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Musikalische Grüße an die Heimat

Am Samstag, den 18. November 2017, fand in der St. Josef Kirche in Karlsruhe-Grünwinkel das erste Benefizkonzert des Chores der Banater Schwaben Karlsruhe zugunsten der Renovierung der katholischen Mutter-Anna-Kirche in Neusanktanna statt.

120 Personen sind der Einladung gefolgt und erlebten einen kräftigen, musikalisch klangvollen Auftakt. "Die Himmel rühmen" von Ludwig van Beethoven, welches sich anfangs auf den Psalm 19 - Gottes Herrlichkeit in seiner Schöpfung und in seinem Gesetz - bezieht, war ein eigens für diese Veranstaltung einstudiertes Werk und bot einen Vorgeschmack auf die weiteren Stationen der musikalischen Reise.

Frau Ingrid Weniger, Gemeindereferentin in der Seelsorgeeinheit Karlsruhe Südwest, begrüßte alle Anwesenden und stellte sehr anschaulich die gastgebende Kirchengemeinde und ihre Kirche vor. Anschließend begrüßte Fördervereinsvorsitzender Herbert Hellstern die Gäste und hob den Zweck der Veranstaltung - Spenden für die Renovierung der Mutter-Anna-Kirche in Sanktanna - hervor. "Hier sind wir versammelt zu löblichem Tun" (Goethe); Sein Dank war vielfältig und galt sowohl dem Chor, welcher ein großes Herz bewies und uns die Ehre eines Benefizkonzertes gab, den Besuchern für die Ehre ihrer Anwesenheit und der Kirchengemeinde für die Möglichkeit des Konzertes in der St. Josefs Kirche. "Das kostbarste Erbe der Heimat ist der Glaube", so Papst Benedikt. Sichtbarer Ausdruck der Heimat sind Heimatkirchen. Die Mutter-Anna-Kirche zu erhalten, wenn der Zahn der Zeit an ihr nagt, ist das oberste Ziel des Fördervereins. Dietmar Giel, Vorsitzender des Chores der Banater Schwaben Karlsruhe, stellte den 1983 gegründeten und 38 Sänger starken Chor vor. Als Teil des Kreisverbandes Karlsruhe der Landsmannschaft der Banater Schwaben lebt dieser Chor seine Bestimmung, unterstrichen im Thema des Benefizkonzertes: "Klangvolle Beweise der Erhaltung kultureller Tradition".

Der erste Teil des Konzertes war der "seelischen Heimat", der Heimat im Glauben, gewidmet. Bereits im folgenden "Lobet den Herrn der Welt" von Henry Purcell erklang feierlich und ehrfürchtig aus dem Chorraum der Kirche "Du bist groß, oh Gott, an Güte, Glanz und Macht. Sonne, Mond und Sterne künden deine Pracht". Im "Ave Maria" von Franz Schubert entfalteten Melitta Giel und Irmgard Holzinger-Fröhr mit ihren Sopranstimmen einen wahren Rosenteppich zum Gruß an die Gottesmutter. Holger Giel spielte gekonnt und sehr melodisch am Klavier "Nocturne" aus "Ein Sommernachtstraum" von Felix Mendelssohn Bartholdy und "Liebestraum" von Franz Liszt. So wechselten sich Solisten und Chor ab und sorgten für einen abwechslungsreichen ersten Programmteil. Spätestens beim "Vater unser" und "Segne du Maria" saß jeder von uns in Gedanken in seiner Heimatkirche. Mit glänzenden Augen haben wir still mitgesungen und die Bilder der Erinnerung zogen an unserem geistigen Auge vorbei. Es sollten nicht die einzigen Lieder des Abends bleiben, mit denen der Chor der Banater Schwaben Karlsruhe bis in die Tiefen der Heimatseele vordrang, und längst vergessene Erinnerungen weckte.

Da sich unter den anwesenden Gästen nicht nur Banater Schwaben befanden, war der in der PowerPoint Präsentation gebotene geschichtliche Ausflug eine Hinführung zum Zweck der Veranstaltung und ein Brückenschlag in Zeichen der Völkerverständigung. Katharina Hell erläuterte die Fördervereinsgründung, bisherige Benefizveranstaltungen, und bot einen Ausblick auf die weiteren Aktivitäten und Vorhaben des Fördervereins. Der Hauptteil der dargebotenen und von den Gästen sehr interessiert verfolgten Bildpräsentation, widmete sich der Dachrenovierung und den damit verbundenen Herausforderungen.

Das anschließend folgende "Mein Heimatland, Banaterland" von Josef Linster, die Hymne der noch im Banat lebenden Banater Schwaben, eröffnete klangvoll den zweiten Teil des Konzertes und zeigte uns musikalisch ganz genau wo wir uns befanden. Holger Giel, Sarah Klein, Miriam Österreicher, Marianne Ebner und Peter Jung trugen Gedichte Banater Künstler gekonnt und eindrucksstark vor und bereicherten das Programm des Abends. Mit ihre Jugendfrische und ihrer gekonnten Moderation stimmten uns Kerstin Klein, Sarah Klein, Miriam Österreicher und Holger Giel in die jeweiligen Stationen der musikalischen Erinnerungsreise ein. Ihr Engagement für die "Heimat ihrer Väter" ist sehr bewundernswert, trägt doch auch diese Generation das "Gesicht der Banater Schwaben" in die Welt. "Vor meinem Vaterhaus" bescherte den Besuchern wechselhafte Bilder und Erinnerungen voller Wehmut und Nostalgie. Der gesamte zweite Teil war eine Hommage an die Heimat. In seiner Moderation kündigte Holger Giel das Lied "Möwe, du fliegst in die Heimat" von Gerhard Winkler folgendermaßen an: Das Lied "soll Erinnerungen wecken in Ehrfurcht vor einer Vergangenheit, die jeder von uns noch in seiner Seele trägt und die nicht austauschbar ist". Dem Chor und den Solisten Irmgard Holzinger- Föhr, Melitta Giel, Isolde Reitz und Eva Wasmer ist diese musikalische Interpretation besonders gefühlvoll gelungen. Es war nicht ihr einziger gemeinsamer Auftritt, mit dem sie sich in die Herzen der Zuhörer sangen. Eine musikalische Bereicherung waren die Tenöre Dietmar Giel und Ortwin Meinhardt. Mit ihrer unverwechselbaren Stimme fügten sie sich harmonisch in den musikalischen Strom mit ein und hoben sich doch gesanglich als Solisten ausdrucksstark hervor. Dietmar Giel bereicherte mehrfach die anspruchsvollen Darbietungen. Vom musikalischen Hörgenuss zum optischen Zauber des Abends führten uns die Tanzpaare der "Banater Schwabenkinder": Sarah Klein mit Thomas Fröhr und Miriam Österreicher mit Holger Giel, als sie uns eine, von Jugendleiterin Dagmar Österreicher einstudierte Choreographie des von Johann Strauß (Sohn) vertontem "An der schönen blauen Donau" darboten. Der liebliche Walzer mit seinen schmeichelnden Rhythmen verband am Schluss der Veranstaltung eindrucksvoll das Mutterland mit dem Heimatland der Banater Schwaben. Dieser krönende Abschluss des Konzertes war sicherlich bewusst gewählt. Denn wie der Schicksalsstrom der Banater Schwaben alle Ethnien an seinem Ufer speist und als blaues Band Völker miteinander verbindet, so haben viele Menschen im Chor der Banater Schwaben in Karlsruhe eine musikalische Heimat gefunden. Banater Schwaben aus folgenden Banater Ortschaften sangen im Chor mit: Albrechtsflor, Bakowa, Billed, Darowa, Deutschbentschek, Giulwes, Grabatz, Gottlob, Großjetscha, Kleinjetscha, Lenauheim, Lovrin, Marienfeld, Mercydorf, Neubeschenowa, Rekasch, Saderlach, Sanktmartin, Sanktanna und Temeswar. Aber auch Siebenbürger Sächsinnen fand man unter den Sägerinnen. Sie kamen aus Scharosch, Klein-Bistritz und Mediasch. Auch eine in Hatvan/Ungarn geborene Sängerin bereicherte den Chorgesang. Und aus Moskau kam die Pianistin und Chorleiterin, die die treibende Kraft des Chores war und sich mit ihrem Können für ein anspruchsvolles Niveau des Chores einsetzte. Das ihr dies sehr gut gelang, hat sie meisterhaft unter Beweis gestellt. Die Chormitglieder verbindete nicht nur die Liebe zum gemeinsamen Gesang und die Freude am ehrenamtlichen Wirken sondern auch eine schöne Gemeinschaft über ihre Wurzeln, eindrucksstark gesungen in dem Werk von Roland Heck: Lieder sind Heimat, Träume aus Musik/All das Verlorne, bringen sie zurück/Was auch geschehn mag, was du auch vermisst/ In dir sind Lieder, die du nie vergisst/Lieder sind Heimat, wo du auch bist."

 

„Keine Schuld ist dringender als die, Dank zu sagen“. Der Vorstand des Fördervereins dankt allen Mitwirkenden an diesem Benefizkonzert. "Es ist der herrlichste Akkord, den Menschenohr versteht, wenn sich in einem kleinen Wort, ein großes Herz verrät (Ludwig Fulda). Danke.

Bilder der Veranstaltung finden Sie auf der Homepage des Fördervereins www.mutter-anna-kirche.de. Alle Spenden des Abends fließen in die Renovierung der Mutter-Anna-Kirche Sanktanna.

 

Katharina Hell