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Erlebnis Kirchenführung in der Mutter-Anna-Kirche Sanktanna

Am Montag , den 6. August 2018, nach dem traditionellen Kirchweihfest in Sanktanna fand um 15.30 Uhr eine Erlebniskirchenführung für Familien statt. Der Förderverein "Mutter-Anna-Kirche Sanktanna e.V.", welcher eingeladen hatte, begrüßte durch Katharina Hell, welche die Kirchenführung leitete, mit dem Glockenschlag aus dem Kirchenturm die ca. 40 kleinen und großen Teilnehmer. Über neun Stationen ging es durch den Kirchenraum, wobei die erste der Kirchenführungsstationen, außerhalb der Kirche lag.

Das Bauwerk unserer Vorfahren, das uns vom Glauben und der Frömmigkeit der Menschen und ihrer unterschiedlichen Ausdrucksformen erzählt, bot einen wunderbaren Rahmen sowohl in der Auseinandersetzung mit Tradition, als auch mit unserer persönlichen Glaubensgeschichte. Der neue Ansatz der Kirchenpädagogik, an dem sich die Erlebniskirchenführung orientierte, versucht durch elementare Zugänge ein ganzheitliches Verständnis vom Kirchenraum zu ermöglichen. Nach Pestalozzis Devise "Lernen mit Kopf, Herz und Hand" werden neue Möglichkeiten zur religiösen Erfahrung und methodische Vielfalt genutzt, um Achtsamkeit und Beziehung in Bezug auf den Kirchenraum zu erfahren. Am Taufbecken, ein aus rotem Marmor in Kelchform gehauener Stein, erwartete die interessierten Besucher alle Gegenstände, die zur Taufe benötigt werden. Die drei Heiligen Öle in besonderen Fläschchen in einer hölzernen Schatztruhe wirkten sehr geheimnisvoll auf die Kinder. Eines davon, das Chrisam Öl, welches zur Taufe verwendet wird, machte die Runde und durfte beschnuppert werden. Die Tradition das symbolische weiße Taufkleid von Generation zu Generation weiterzugegeben, ging in den Jahren der Auswanderung verloren. Heute stellt die Kirche das Taufkleid, das bei der Taufe auf den Täufling gelegt wird, als Zeichen dafür, dass er Christus anzieht. Weitere Stationen der Kirchenführung folgten und erschlossen den sakralen Raum auf unterschiedliche Art und Weise. Unter den Besuchern waren auch zwei ehemalige Mitglieder aus dem Kirchenrat Sanktanna, Herr Anton Köhler und Herr Jakob Marksteiner. Trotz fortgeschrittenem Alter (90 Jahre der Erste der beiden, der Zweite nur etwas jünger) konnten sie sich noch genau an die Auswirkungen der Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils erinnern, nach dem die Kommunionbank aus dem Chorraum hätte entfernt werden sollen. Dem Wiederstand aus der Bevölkerung und dem Kirchenrat ist es zu verdanken, dass in der Mutter-Anna-Kirche die Kommunionbank aus rotem Marmor an ihrem Platz erhalten blieb. In früheren Zeiten, als noch von der Kanzel und ohne Mikrofon gepredigt wurde, wirkte der Schalldeckel als Verstärker. Dies auszuprobieren und den Blick von oben über den Kirchenraum schweifen lassen, gefiel den Kindern sehr. Auch die verschiedenen "Gegenstände mit Geschichte" übten eine besondere Faszination nicht nur auf die Kinder aus. Beeindruckt waren sie von dem Brautschmuck aus Wachs, hinter Glas gerahmt, und der Hochzeitstradition unserer Ahnen. Der Vergleich zwischen einer normalen Hochzeit und einer Primiz, welche es einige in Sanktanna gab, zeigte die Gewichtigkeit der Feste. Marianne Hellstern spielte auf der Orgel, während die Besucher die Möglichkeit hatten wie bei den Hochzeiten früher, einen Gang um den Hochaltar zu machen. Da sich Ministranten unter den Besuchern befanden, wurden die Opferglocken am Tischaltar ausprobiert und der Weihrauch mit Weihrauchfass begutachtet. Einem Besucher gefiel besonders die Statue des Heiligen Sebastian, die rechts vom Tabernakel steht, und wie der ganze Hochaltar aus weißem Carrara Marmor besteht, und die Tradition der Sanktannaer, am Namenstag/Gedenktag des Heiligen (20. Januar) Kranke zu besuchen. Erlebnisberichte bereicherten die Kirchenführung. Die beiden letzen Stationen: Die Seidl-Orgel aus dem Jahre 1885 und die Aussicht vom Kirchturm belohnte Groß und Klein an diesem warmen Sommertag. Die letzten Minuten der Kirchenführung nutzte jeder für sich, um Orte und Stellen aufzusuchen, nach denen er ein besonderes Bedürfnis verspürte.  Mit dem Lied: "Fröhlich gehe ich, denn der Herr segnet mich" endete die Erlebnis-Kirchenführung. Der Förderverein "Mutter-Anna-Kirche Sanktanna e.V." hat mit dieser Art der Kirchenführung Neuland im Banat betreten. Die Begeisterung der Besucher, die strahlenden Kinderaugen und die zufriedenen Eltern zeigten, dass diese Art der Kirchenführung ankommt. Kenntnis und Verständnis für liturgische Gegenstände und Rituale und deren Bedeutung in Bezug zur eigenen Geschichte in der Tradition der Vorfahren erweitern die religiöse Bildung unserer Kinder und stärken sie in ihrer Identitätsfindung. Es bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass es nicht die letzte dieser Art war, denn ob kirchennah oder kirchenfern, Kirchen ziehen Menschen an. Dieses Erbe der Ahnen für kommende Generationen zu erhalten, ist das Ziel des Fördervereins. Auch Sie können mit einer Mitgliedschaft oder einer Spende mithelfen: Kreissparkasse Heilbronn, IBAN: DE 33 6205 0000 0000 4285 65, BIC: HEISDE66XXX. Weitere Infos unter: www.mutter-anna-kirche.de

Katharina Hell